Offenes Gewässer hat für mich eine magische Anziehung: Seen und Flüsse bieten Freiheit, Naturkontakt und dieses beruhigende Plätschern. Gleichzeitig weiß ich aus eigenen Erfahrungen, wie schnell eine schöne Schwimmrunde gefährlich werden kann, wenn Orientierung, Strömungen oder Rettungstechniken fehlen. In diesem Beitrag teile ich meine praktischen Tipps zu sicheren Schwimmrouten, wie ich mich orientiere, Strömungen erkenne und welche Rettungs- oder Selbstrettungs-Techniken ich immer parat habe.
Vor dem Einstieg: Planung und mentale Vorbereitung
Bevor ich ins Wasser steige, mache ich mir immer einen kurzen Plan. Das bedeutet für mich:
- Ich prüfe Wetter, Windrichtung und Wassertemperatur — oft nutze ich die App von MeteoSwiss oder Windy für eine schnelle Übersicht.
- Ich schaue mir auf der Karte die Uferform an: gibt es Buchten, Ein- und Ausflüsse oder markante Punkte, an denen ich mich orientieren kann?
- Ich entscheide eine realistische Strecke und überlege mir Rückzugspunkte (Stege, flache Uferbereiche oder Bojen). Nie ohne Plan schwimmen, auch wenn der See einladend aussieht.
Diese kurze mentale Vorbereitung hat mir schon mehrmals den Tag gerettet — einmal etwa, als der Wind plötzlich drehte und mich sonst gegen den offenen Uferabschnitt gedrückt hätte.
Orientierung auf offener Strecke
Auf freiem Wasser geht die Orientierung schnell verloren. Ich arbeite mit einfachen Techniken:
- Landmarken merken: Ein markantes Baumdach, ein leuchtendes Haus oder ein Funkmast sind meine Referenzen. Ich schwimme in Sichtweite zu mindestens einer solchen Landmarke.
- Bojen und Boote als Orientierung: Bojen markieren oft Fahrrinnen oder Gefahrenzonen — ich halte respektvollen Abstand und nutze sie als Fixpunkte.
- Peilen mit dem Körper: Ich atme regelmäßig zur gleichen Seite (z. B. alle 3–4 Züge nach rechts) und kontrolliere so meine Richtung. Bei langen Strecken wechsle ich die Seite, um gleichmäßig zu belasten.
- Rückwärts-Blick: Gelegentlich drehe ich mich zur Seite und schaue zurück zum Ufer — das zeigt mir, ob ich weggedriftet bin.
Strömungen erkennen und einschätzen
Strömungen sind trügerisch: Man sieht sie nicht immer, aber man kann sie spüren und an Anzeichen erkennen. Meine wichtigsten Hinweise:
- Wasseroberfläche beobachten: Wellenmuster, Wirbel oder schwimmender Treibgutfluss geben Hinweise auf Richtung und Stärke.
- Uferpflanzen und Schwimmer als Indikator: Wenn Pflanzen oder Boote entlang eines Abschnitts kontinuierlich in eine Richtung treiben, ist dort eine Strömung.
- Ein- und Ausläufe: Flüsse münden oft in Seen, und dort entstehen starke Strömungen. Ich meide diese Zonen oder gehe nur mit Begleitperson hinein.
- Strömung vs. Wind: Wind kann Wellen aufbauen, aber wenn das Wasser in einer anderen Richtung als der Wind fließt, ist es oft Strömung.
Wenn ich merke, dass eine Strömung stärker ist als erwartet, schwimme ich nicht gegen sie an. Meine Strategie ist, sie zu quer- oder diagonal zur Uferlinie zu nutzen, um wieder in ruhigeres Wasser zu gelangen.
Rettungstechniken und Selbstrettung
Ich habe mehrere einfache Techniken gelernt, die im Notfall helfen können. Diese ersetzen keine professionelle Rettung, sind aber oft entscheidend in der ersten Phase:
- Ruhe bewahren: Panik verbraucht Energie. Ich atme bewusst tief und versuche, schwimmend oder treibend Energie zu sparen.
- Rückenlage zum Treiben: Wenn ich erschöpft bin, lege ich mich in Rückenlage, strecke die Arme zur Seite und treibe. Das spart Kraft und hält Atemwege frei.
- Seitenlage und Kraulpausen: Bei starkem Schwimmen wechsle ich regelmäßig in Seitenlage, um kurz zu entspannen und die Richtung zu checken.
- Atmen an Bojen oder Stegen: Nutze jede Möglichkeit, um dich kurz festzuhalten und zu sammeln. Ich trage daher oft ein leichtes Neoprenband um die Handgelenke, an dem ich kleine Helfer (z. B. Signalpfeife) befestigen kann.
- Einfaches Anlandbringen: Wenn ich jemanden retten müsste, nutze ich zuerst schwimmende Gegenstände (SUP, Schwimmboje) statt direkten Körperkontakt. Das reduziert das Risiko, mit panischen Menschen zu sinken.
Ausrüstung, die ich immer dabei habe
Gute Ausrüstung kann im Notfall Zeit und Energie sparen. Meine Checkliste:
| Schwimmboje / Dry Bag | Float-Sicherheitsboje (z. B. von Arena oder ORCA); dient als Sichtbarkeit und zum Festhalten. |
| Neoprenanzug | Bei kalten Temperaturen erhöht er Auftrieb und Wärmeschutz. |
| Pfeife & Signalspiegel | Schnelle Signalgebung bei Seenot; ich habe eine kleine Pfeife am Handgelenk. |
| Handy in Drybag | Für Notrufe; im Wasser schwer erreichbar, aber im Notfall lebenswichtig. |
| Erkennungsweste für Kinder | Bei Familienausflügen setze ich immer auf Sichtbarkeit, keine übermäßige Polsterung. |
Begleiter, Kommunikation und Regeln fürs Gruppenbaden
Allein schwimme ich selten weit hinaus. In der Gruppe gelten bei mir diese einfachen Regeln:
- Sichtkontakt halten: Jeder sollte mindestens einen Buddy haben, mit dem er regelmäßig Blickkontakt hält.
- Start- und Endpunkt absprechen: Vor der Runde vereinbare ich klare Treffpunkte und ungefähre Zeiten.
- Signale festlegen: Kurze, einfache Handzeichen oder Pfiffsequenzen können helfen, ohne laut rufen zu müssen.
- Kinder besonders sichern: Beim Spielen im Fluss oder See setze ich immer auf Schwimmhilfen, Sichtbarkeit und minimale Distanz zum Ufer.
Praktische Übungen, die ich empfehle
Vor „wirklichen“ Expeditionen übe ich einfache Szenarien im geschützten Bereich:
- Rückenlage-Treibübung: 5 Minuten auf dem Rücken treiben, dabei entspannt atmen.
- Wiederaufnahme der Atmung nach Anstrengung: kurz stoppen, zwei tiefe Atemzüge, dann weiter schwimmen.
- Partnerrettung mit Boje: in sicherer Umgebung testen, wie man einen Erschöpften zur Boje bis zum Rand bringt.
Solche kleinen Übungen geben mir Sicherheit — und Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten.
Was ich nie tue
Aus Erfahrung habe ich ein paar unumstößliche Regeln:
- Nie unter Alkoholeinfluss schwimmen.
- Keine langen Strecken bei starkem Wind oder schlechter Sicht.
- Bei Zweifeln lieber kürzer schwimmen oder ganz aufs Schwimmen verzichten.
Wenn du mehr zu bestimmten Techniken möchtest — z. B. detaillierte Anleitungen zu Rettungsgriffen oder Übungen für Kinder — schreib mir gern, dann gehe ich in einem weiteren Artikel darauf ein und beschreibe Schritt für Schritt, wie ich die Übungen durchführe. Bis dahin: plane gut, sei sichtbar, schwimme bedacht — und genieße das Wasser.