Am Wasser fotografiere ich am liebsten mit dem Smartphone: schnell, unkompliziert und immer dabei. In den letzten Jahren habe ich viele Uferabschnitte getestet — stille Buchten, belebte Promenaden, neblige Morgen am See — und dabei gelernt, wie man mit einfachen Mitteln stimmungsvolle Uferaufnahmen komponiert. In diesem Artikel teile ich meine besten Tricks, die Ausrüstung, die sich wirklich lohnt, und einfache Bearbeitungstipps, damit deine Fotos zuhause genauso wirken wie das Gefühl vor Ort.
Warum das Smartphone am Ufer oft die beste Wahl ist
Smartphones sind leicht, wasserdicht oder zumindest spritzgeschützt und bringen heute bereits sehr gute Kameras mit. Ich nehme mein iPhone oder ein aktuelles Android-Modell (z. B. Google Pixel oder Samsung Galaxy) mit, weil ich so schneller reagiere, wenn das Licht besonders schön wird. Außerdem hilft die Bildvorschau auf dem Display beim direkten Anpassen von Perspektive und Belichtung.
Grundregeln der Bildkomposition am Wasser
- Horizont bewusst platzieren: Platziere den Horizont nicht mittig — wähle entweder die untere Drittellinie, wenn der Himmel spannend ist, oder die obere Drittellinie, wenn Vordergrund/Reflektionen interessant sind.
- Vordergrund nutzen: Kleine Steine, ein Holzsteg, Gräser oder Treibholz im Vordergrund geben Tiefe. Ich knie mich oft hin oder lege das Handy nah ans Ufer, damit das Vordergrundobjekt groß wirkt.
- Leading Lines (Führungslinien): Uferverläufe, Bootssteg oder Wellenmuster führen den Blick ins Bild. Diese Linien setze ich bewusst schräg, um Dynamik zu erzeugen.
- Spiegelungen beachten: Gerade bei ruhigem Wasser lohnt sich symmetrisches fotografieren. Achte auf eine klare Trennung von Himmel und Spiegelung oder nutze die Spiegelung als zentrales Motiv.
- Negativraum einsetzen: Luft, Nebel oder flaches Wasser funktionieren als beruhigender Negativraum und lassen das Hauptmotiv stärker wirken.
Licht und Zeitpunkt — wie die Stimmung entsteht
Das Licht entscheidet oft über Stimmung und Wirkung. Ich plane viele Shootings zur Golden Hour (eine Stunde nach Sonnenaufgang oder vor Sonnenuntergang). Das warme Licht formt das Ufer, erzeugt lange Schatten und bringt Farben zum Leuchten. Wolken am Himmel können das Licht weichzeichnen — ideal für sanfte, melancholische Stimmungen.
Bei Nebel oder Dunst morgens wird alles zarter und mystischer. Dort nutze ich eine kleinere Blenden-ähnliche Einstellung der Kamera-App (oder halte das Handy ruhig) und belichte eher etwas heller, damit die Nebelschichten sichtbar bleiben.
Praktische Kameraeinstellungen und Tricks
- Belichtung manuell anpassen: Tippe auf den Bildschirm und schiebe den Belichtungsregler (AE/AF) hoch oder runter. Wenn die Reflexe zu stark sind, etwas unterbelichten, um Highlights zu retten.
- HDR nutzen: Bei hohem Kontrast zwischen Himmel und Wasser hilft HDR (High Dynamic Range), Details in Licht und Schatten zu erhalten. Viele Smartphones haben einen sehr guten Auto-HDR-Modus.
- Pro-Modus oder RAW: Wenn du mehr Kontrolle willst, nutze den Pro-Modus oder fotografiere im RAW-Format (bei Smartphones wie Pixel, Samsung, iPhone mit bestimmten Apps möglich). Das bringt mehr Spielraum in der Nachbearbeitung.
- Langzeitbelichtung simulieren: Für seidig glattes Wasser nutze die Langzeitbelichtungsoption in der Kamera-App oder eine Drittanbieter-App wie Slow Shutter Cam. Auf Smartphones ohne stabilen Stabilisator empfehle ich ein kleines Mini-Tripod.
Ausrüstung, die sich wirklich lohnt
- Kleines Stativ oder Gorillapod: Für Langzeitaufnahmen unverzichtbar. Ich habe ein flexibles Gorillapod, das ich an Pfosten, Steinen oder Ästen befestigen kann.
- Wasserfeste Hülle oder Drybag: Schütze dein Handy am Ufer — ein Spritzer reicht, um den Tag zu ruinieren. Für Bootsausflüge ist eine transparente Drybag praktisch.
- Externe Objektive: Ein kleines Weitwinkelaufsatz (z. B. von Moment oder ULANZI) erweitert Perspektiven, ist aber optional — die meisten Smartphones haben schon gute Weitwinkel-Optionen.
- Polarisationsfilter (für Smartphone): Kleine Aufsätze reduzieren Spiegelungen und verstärken Farben. Ich nutze sie, wenn das Wasser zu stark reflektiert.
Kompositionstechniken mit Beispielen
Ich erzähle gern, wie ich eine Aufnahme plane: Letzten Sommer stand ich an einem flachen See mit einem kleinen Bootssteg. Das Wetter war leicht bewölkt, die Sonne brach ab und an durch. Ich habe den Steg im Vordergrund links platziert (Leading Line), den Horizont auf die obere Drittellinie gelegt, und die goldenen Sonnenflecken als kleine Lichtakzente im Wasser mit aufgenommen. Das Ergebnis wirkte ruhig und einladend — genau das Gefühl, das ich vermitteln wollte.
Bei Gegenlichtaufnahmen achte ich darauf, dass das Motiv noch Silhouetten-Formen behält. Ich wähle eine leichte Unterbelichtung, damit die Konturen scharf bleiben und die Sonne als Kreis oder Stern erscheint.
Bearbeitung: schnell, natürlich, wirkungsvoll
- Apps: Lightroom Mobile, Snapseed und VSCO sind meine Favoriten. Lightroom für Farbkorrektur und selektive Anpassungen, Snapseed für Details und Healing-Tool, VSCO für Film-Looks.
- Wichtige Schritte:
- Weißabgleich leicht anpassen — oft etwas wärmer für die Golden Hour.
- Kontrast & Klarheit vorsichtig erhöhen — zu viel wirkt schnell künstlich.
- Lichter reduzieren, Schatten aufhellen, um Details zu retten.
- Bei Bedarf Gradienten-Filter für Himmel oder Wasser einsetzen.
- Presets sparsam nutzen: Ein leichtes Preset kann den Look vereinheitlichen, aber ich passe immer manuell nach.
Motivideen für verschiedene Stimmungen
- Minimalistisch: ruhige Wasserfläche, Nebel, einsamer Pfahl — viel Negativraum.
- Lebhaft: Familien, Boote, Wassersport — schnelle Serienaufnahmen, um Bewegung einzufrieren.
- Romantisch: Sonnenuntergang hinter Bäumen, warme Farben, leichte Vignette für Intimität.
- Grafisch: Muster im Wasser, Wellen, Reflektionen — auf Details fokussieren.
Respekt und Sicherheit am Ufer
Beim Fotografieren am Wasser achte ich immer auf Sicherheit: kein Risiko für mich oder mein Gerät. Ich betrete nur stabile Uferzonen, vermeide rutschige Steine und achte auf Gezeiten oder Strömungen. Außerdem respektiere ich andere Besucherinnen und Besucher: keine Blitzaufnahmen in der Nähe von Schwimmern, Abstand zu empfindlichen Uferpflanzen und Müll wieder mitnehmen.
Inspiration finden
Wenn ich neue Fotospots suche, schaue ich auf Karten wie Google Maps, checke lokale Instagram-Hashtags oder die Seite von https://www.geilsbrueggli.ch für persönliche Empfehlungen. Oft sind es die unscheinbaren Plätze — ein kleiner Seitenarm eines Flusses, ein alter Bootssteg — die die besten Motive liefern.
Probier diese Tipps beim nächsten Uferspaziergang aus: Experimentiere mit Perspektiven, nimm dir Zeit für das Licht und hab Spaß am Ausprobieren. Manche meiner liebsten Aufnahmen sind spontan entstanden, weil ich mir einen Moment nahm, die Szene zu beobachten statt sofort zu knipsen.